Glosse: Wir können alles – außer Bäume

Wer kennt es nicht, dieses Phänomen, wenn der Nachbar einen Gartenzwerg hinstellt und der nächste Nachbar kontert? Ebenso zu beobachten beim weihnachtlichen Aufrüsten, das in manchen Stadtteilen Deutschlands Stenkelfeld alle Ehre machen würde. Leider hat Mannheim da jetzt eine neue Ausprägung für sich entdeckt: „Wir fällen möglichst viele Bäume“.

Ganz langsam fing es an im Stadtteil Lindenhof, bis sich das jetzt entwickelt hat zu einem typischen Schema: 1. Wohnung/Haus kaufen, 2. Bäume fällen und stolz drauf sein, 3. einziehen. Nachdem es heute den letzten großen Baum in der Straße getroffen hat, muss ich meinem Ärger Luft  machen.
Der begann bereits vor einigen Tagen: Am Sonntag im Rheinpark, frisch zurück aus dem Mittelmeerurlaub, staunte ich nicht schlecht, als zahlreiche Bäume umgefällt am Rheinufer-Weg lagen. Mir hat es definitiv den Spaziergang vermiest und mein Ärger war groß, ebenso wie bei vielen anderen Spaziergängern. Da fragt man sich nach dem Grund und kann nur ironisch spekulieren. Vielleicht hat die Stadt Mannheim neue Leute angeheuert, die eigentlich nach Kanada zum Holzfällen auswandern wollten? Oder man glaubte, die Bäume seien krank, wusste nur nicht welche und hat dann lieber gleich alles umgelegt in der Hoffnung, die richtigen seien dabei? Oder handelt es sich tatsächlich nur um einen Wunsch der anliegenden Hausbesitzer – ahhh, für Rheinblick sorgen, dann die Miete erhöhen!

Falls die fachliche Meinung der Stadt Mannheim ist: „Alle Bäume waren krank“, macht mir das Sorge – nicht, dass ich Mannheim für einen gesunden Wohnort halte – spätestens als mir bei meinem Berufseinstieg in Mannheim klar wurde, dass außer mir nur eine Kollegin der Abteilung in Mannheim wohnte, wusste ich Bescheid. Schließlich kann man in Mannheim ja auch die Windrichtung riechen: In Lindenhof hat man die Auswahl zwischen den Chemiefabriken von BASF und Giulini, die eindeutig am Geruch identifizierbar sind. Nun ja, was ist so schlimm daran, schließlich hat man zwischendrin auch mal wochenlang gute Luft – eben je nach Windrichtung. Und außerdem sagen Insider, der Geruch der Schokoladenfabrik in der nördlichen Innenstadt sei auf Dauer unangenehmer zu riechen…

Zurück zu den Bäumen: Schon hört man sie wieder, die Sägegeräusche (am Mittwoch abend um 18.30h), aber es gibt ja auch noch viel zu tun. Vielleicht sollte man aus historischen Zwecken in Mannheim schnell noch ein “Google Treeview” erstellen, ehe es zu spät ist und die dazu erforderliche Arbeit auch im sogenannten Waldpark die Sache eines Nachmittags geworden ist.

Gerade fällt mir noch ein weiterer potentieller Grund furs Absägen ein: die Krähenschwärme mit morgendlichen Vogelgeräuschen, die für manche Anwohner vielleicht vor dem Aufstehen kommen (und diese Unverschämtheit in einem der teuersten Viertel). Das ist eine einfache Rechnung: Wenn keine großen Bäume mehr da sind, dann werden die Krähen vielleicht auch wegbleiben und lieber Asyl suchen im gegenüberliegenden Parkgebiet von Ludwigshafen – ja, richtig gelesen, Ludwigshafen hat einen Park und lässt dort die Bäume stehen! (Ist ja auch Rheinland-Pfalz…)
Seit Stuttgart21 und der Sache mit dem alten Baumbestand ist es vielleicht auch für andere Orte im Ländle attraktiver, schnell zu handeln und zu hoffen, man komme damit durch – ja, da haben wir ihn wieder, den Gartenzwergeffekt.

Nochmal zum Mittelmeerurlaub: Im Urlaubsort dachte man über Bäume anders. Dort sah man Bäume, um die die Bürgersteige oder Mauern drumherum gebaut worden waren bzw. auch krumme Bäume, die dann sorgsam gestützt wurden! Tja, in dem Klima ist man halt dankbar für Schatten im Sommer und Bäume (egal wie häßlich) sind ein wertvolles Gut! Also: Warten wir auf die Klimaerwärmung und umhegen und pflegen wir (erst) dann die paar letzten Bäume.

Leider haben wir keinen Beuys mehr, der hier noch etwas retten könnte (Kassel hat durch die Kunst 7000 Eichen bekommen – aber Kassel liegt ja auch in Hessen).

P.S. Natürlich gibt es in Mannheim noch Bäume, aber die derzeitige Vorgehensweise liegt sehr am Rande der Skala…

Ein Ort am Mittelmeer

Bilanz

Zum Jahresende wird gerne Bilanz gezogen. Daher bot sich auch ein Rückblick an, was wir im E-Learning-Center (ELC) der Uni Heidelberg durch meine Stelle seit April 2009 bisher erreichen konnten. Ziemlich viel, finde ich –  hier folgt meine persönliche Auflistung:

* Zahlreiche Dozenten-Individualberatungen für ihre Moodle-Kurse und den Einsatz von E-Learning

* Regelmäßige Ansprechzeiten für Dozenten durch die „Mediendidaktische Sprechstunde“ und mediendidaktische Fachberatung

* Austausch und Zusammenarbeit mit dezentralen E-Learning-Mitarbeitern an den Instituten

* Intensive E-Learning-Betreuung/Unterstützung ausgewählter Lehrveranstaltungen

* Individuelle kurzfristige Moodle-Schulungen für Institute

* Erweitertes Angebot von E-Learning-Kursen im Internen Bildungsprogramm der Uni HD

* Etablierung eines ELC-Weblogs mit regelmäßigen Beiträgen zu E-Learning an der Uni Heidelberg

* Neugestaltung und deutliche Erweiterung der Informationen auf den ELC-Webseiten

* Umfangreiche Unterstützung des E-Learning-Workshops 2009 der Uni HD

* Gestaltung und Einführung eines ansprechenden Moodle-Designs für die Uni HD (vorher Standard formal_white)

* Förderung des Einsatzes von Webkonferenzen in der Lehre, um neue Lehr-/Lernszenarien möglich zu machen
(Vortrag auf dem E-Learning Fachforum 2010, TUD)

* Einführung von softwarebasierten Vorlesungsaufzeichungen an der Uni HD mit einem Pilotprojekt sowie parallel Beratung von interessierten Instituten zwecks Förderung dezentraler Aktivitäten
(Vortrag bei „VHBW am Mittag“, 9. Juli 2010)

* Konzeptionelle und technische Unterstützung bei der E-Learning-Planung für neue Studiengänge und Projekte

Und nicht zuletzt: Die bei meiner Einstellung in vielen Kreisen vorherrschende lokale Sicht „E-Learning=Moodle“ ist hoffentlich um neue Perspektiven und E-Learning-Lehr-/Lernszenarien erweitert worden.

Ausblick auf AdobeConnect 8

Demnächst kommt die Version 8 des Webconferencing-Systems auf den Markt: Auf den Adobe-Webseiten befinden sich sehr umfangreiche Hinweise und Materialien sowie das Angebot eines Pre-Release-Testzugangs für 30 Tage nach persönlicher Registrierung:
http://labs.adobe.com/technologies/adobeconnect8/

Schön auch die Präsentation unter: http://my.adobe.acrobat.com/adobeconnect8

Erste Eindrücke nach Nutzen meines Testzugangs:

Screenshot meines Tests von Adobe Connect 8Die Benutzer-Oberfläche von AC wurde komplett überarbeitet und sieht moderner aus. Im Freigabe-Layout sind Kamera-Pod, Teilnehmerliste und Chat nun rechts statt links, was zunächst sehr ungewohnt ist, wenn man häufig mit Connect gearbeitet hat.

Die Menüzeile oben links umfasst neben den bekannten Menüpunkten jetzt auch die Sprechen-Funktion, Statusoptionen und ein Webcam-Symbol.
Ich bin gespannt, ob diese neue Sprechen-Funktion bei den Teilnehmern nun besser ankommt – mit der häufigste Fehler bzw. das häufigste Problem ist meiner Erfahrung nach bisher die „richtige“ Bedienung des Sprechen-Buttons gewesen. „Mein Audio verbinden“ als Bezeichnung des neuen Symbols (und zum Aktivieren der Sprechen-Funktion) ist aber vielleicht auch nicht unbedingt intuitiv. Der Audio-Assistent ist übrigens an der bekannten Stelle unter „Meeting“ zu finden.
Neu ist die Möglichkeit, über das Webcam-Symbol allen Teilnehmern pauschal das Starten ihrer Webcam zu erlauben. Das ist eine schöne Idee, da gerade für Seminararbeit die Webcams eine wichtige Rolle spielen. Und aufgrund geänderter hinter AC8 liegender Technik sollte das Netz das verkraften ?!

Die Teilnehmerliste wurde um Anzeigeoptionen und die Arbeitsgruppen-Funktion erweitert; sie gliedert sich nun nach dem Status der Personen, und zwar über aufklappbare Listen. Ich bin gespannt, ob diese wesentlich auffälliger platzierte Arbeitsgruppen-Funktion nun mehr Liebhaber findet und Dozenten zum Verwenden dieser Funktion ermutigt.

Wichtig zu wissen: AC8 nutzt nun automatisch den ganzen Client-Bildschirm und nicht mehr wie früher vom Veranstalter getätigte Voreinstellungen wie 800×600 o.ä.  Das finde ich prima, nur muss man als Veranstalter dann halt im Kopf haben, dass möglicherweise auch Studierende von ihren Netbooks mit 10-Zoll-Displays aus teilnehmen… D.h. man sollte als Veranstalter nicht den Meeting-Raum mit vielen kleinen Pods ausstaffieren, die auf dem eigenen Riesen-Display noch gut lesbar sind. Mir hat bisher immer der Platz gefehlt, um weitere Pods als die üblichen einzublenden – nun wird die Verlockung größer. Daher bin ich auch absoluter Fan der verschiedenen Layouts – es ist viel sinnvoller, die 3 vorhandenen Raum-Layouts zu nutzen (oder sich ein eigenes hinzuzufügen) als permanent im Freigabe-Layout Pods zu verschieben, zu vergrößern etc.

Neu, aber habe ich noch nicht testen können:

  • Es soll endlich (!) für Linux ein AddIn geben, allerdings nur für Ubuntu 10. Immerhin ein Anfang und im Kreis der universitären Anwender war Linux-Unterstützung schon länger eine Forderung.
  • Es soll eine kostenlose Desktop-App namens „Adobe Connect Desktop“ geben zum Management der Kurse und etwaiger Aufzeichnungen.

mTouch – iPhone-App für Moodle

Der klare Vorteil von mTouch liegt darin, dass diese App eine Art Browserzugang für einen beliebigen Moodle-Server ermöglicht. Das ist eine sehr schöne Sache, da Server-seitig keinerlei Änderungen erforderlich sind. Und ob er auf dem Server Änderungen vornimmt, Plugins aktiviert oder Erweiterungen hinzufügt (z.B. für mPage), wird sich jeder Moodle-Server-Admin sehr gut überlegen.

Insofern ist man bei der Nutzung von mTouch unabhängig – das ist schön. Weniger schön aber ist, dass diese Unabhängigkeit (und sei es auch nur zum Testen, ob die App für einen persönlich einen Nutzen bringen würde) 2,39Euro kostet. Das ist für meine Begriffe im Apple AppStore viel Geld, da ich etliche kostenfreie nützliche Apps besitze bzw. viele gute Apps unter 1Euro erhältlich sind.

Insofern war ich auch besonders kritisch, als ich Ende Juni 2010 mTouch in Version 1.3 gekauft habe. Kurz gesagt: Die App hat mir überhaupt nicht gefallen. Das fing schon damit an, dass nur ca. die Hälfte meiner Kurse, in denen ich eingetragen bin, überhaupt von mTouch angezeigt wurde. Und das ist für mich ein absolutes Knockout-Kriterium.
Eigentlich hätte ich an dieser Stelle schon aufhören können mit meinen Tests. In der App-Beschreibung steht die Zielgruppe „Studenten“: Insofern ist noch verständlich, dass versteckte Kurse nicht angezeigt werden, aber von den „verschwundenen“ waren auch meine eigentlich sichtbaren betroffen.
Ein weiteres Ärgernis waren im Juni 2010 die doch recht häufig bei uns in Kursen eingesetzten Links zu externen Webquellen: „If you touch on the link below mTouch will quit and Safari will be opened“ – D.h. hier wurde man umgeleitet nach Safari und musste anschließend neu mTouch starten, um wieder in den Kurs zu gelangen.
Wollte man im Kurs den Inhalt eines Wikis sehen, führte auch das zum Beenden von mTouch durch den Aufruf von Safari, wo man sich dann auf der Webseite neu in die Plattform einloggen musste …. wozu braucht man dann noch eine App…?
Da bei mTouch nur die Mitte des Kurses angezeigt wird und auch nicht groß zoombar ist, fand ich die Darstellung der Kurse  nicht gerade übersichtlich. Soweit im Juni.

Inzwischen gibt es fürs iPhone das iOS4 und insofern war ich gespannt auf einen neuen Versuch mit meiner (immerhin kostenlos) auf v1.4 upgedateten mTouch-App.
Die Kurse waren immer noch „weg“ und heute konnte ich einen Kurs sichtbar machen für mTouch durch Verschieben in einen anderen Kursbereich (das Verschieben fand natürlich nicht mittels mTouch statt). Diese Vorgehensweise funktionierte aber nicht stabil, und da mTouch mittlerweile auch bei Beenden der App oder Ausschalten des Geräts nicht auf default geht, sondern an die letzte Stelle, ist es mit dem Testen etwas schwierig. Ein „Logout“ aus Moodle konnte ich in mTouch nicht finden. Mein momentaner Verdacht für die Ursache der fehlenden Kurse: Eine Kombination aus Kursbereich-Einstellungen und möglicher maximaler Zahl der Kurse – die liegt bei mir in mTouch immer bei 21 😉

Was mir besser vorkommt oder ich damals übersehen habe: Der Aufruf eines Wikis führt zwar auch zum Starten von Safari, da aber dort neue Fenster aufgemacht werden, kann man quasi bequem zwischen mTouch (das ja den letzten Stand behält) und Safari (das durch die Fenster auch mehrere letzte Stände behält) wechseln.
Angeklickte PDFs und Bilder (bei letzteren kommt nämlich in mTouch im Kurs nur ein „img“ statt des Bildes) lassen sich in mTouch anklicken: „File will be downloaded to Documents folder to preview“ – das geht ganz gut.

Foren und Glossare wurden – sofern im Kurs vorhanden – auch angezeigt, weitere Funktionen habe ich dann nicht mehr getestet. Es gibt aber in mTouch noch erhebliche Einschränkungen, die Hersteller-seitig im AppStore auch genannt werden: Interaktionen wie Teilnahme an Abstimmungen oder Tests gehen nicht; Lektionen werden nicht angezeigt.

Daher ist mein persönliches Fazit: Diese App bringt (zumindest momentan) noch nichts. Ich kann mich per Safari wesentlich besser orientieren und durch das Zoomen auch gut an Aktivitäten teilnehmen. Und ich muss nicht überlegen, was mir eigentlich alles dadurch entgeht, dass ich es erst gar nicht sehe. Für Dozenten sei nochmals daran erinnert, dass sie nicht die Zielgruppe der App sind und die Kurs-Admin- und Bearbeiten-Funktionen per mTouch nicht zur Verfügung stehen.