Vorgestern fand die „Weiterbildung digital“ als Vorkonferenz zur Online-Bildungsmesse Edustep.de statt. Ein sehr lohnender Abend innerhalb von Second Life, der tatsächlich Konferenzfeeling aufkommen ließ und durch die vielen Besucher einen ganz anderen Eindruck vermittelte als „SL, da geht doch keiner hin“. Vielen Dank an Dennis und die Organisatoren vom Team “E-Learning 3D” der Universität Bielfeld.
Was alles schon geht und warum Second Life für Universitäten interessant ist oder sein könnte, wurde anschaulich vermittelt. Mehrere Hochschulen sind in SL ja seit Jahren mit eigener virtueller Dependance vertreten. Was kann man dort machen als Hochschule? Z.B. Seminare zur Erkundung der Möglichkeiten von SL, Seminare zur 3D-Gestaltung in SL (s. FH Düsseldorf) oder zu Weiterbildungsmöglichkeiten in SL.
Second Life kann auch einfach als Möglichkeit für eine universelle Kommunikationsumgebung / Meetingumgebung eingesetzt werden, in der man sich weltweit offen treffen kann, um per Audio zu kommunizieren – mit der zusätzlichen Präsenz eines Avatars. Kritisch finde ich neben der Eingewöhnungszeit lediglich das Erfordernis, den SL-Client auf dem Rechner haben zu müssen und die aus meiner Sicht wirklich hinderliche Instabilität. Würden bei unseren Webkonferenzen mit AdobeConnect auch nur annähernd die Probleme auftreten, die ich beispielsweise vorgestern Abend technisch hatte, wären alle Kunden weg…
Faszinierend ist in Second Life immer noch die Idee, per Avatar anwesend zu sein. Hanno Tietgens (Büro X Media Lab) wies auf ein großes Comeback für 3D hin und die Veränderung, dass der Begriff „Avatar“ nun nicht mehr für eine gescheiterte Idee stehe, sondern für den erfolgreichsten Film aller Zeiten. Nach dem SL-Hype von 2007 und dem darauf folgenden tiefen Fall sieht er den Avatar „in 3-5 Jahren als alltägliches Mittel für Kommunikation, Interaktion und Transaktion“.
Second Life ist nicht die einzige 3D-Umgebung, die es gibt, aber die bekannteste – am Abend mehrfach genannt wurde auch die 3D-Umgebung OpenSim.
Neben den üblichen und meist noch vorherrschenden Techniken in SL wie „Powerpoint“-Präsentationen und Notecards sind sicherlich die 3D-Objekte und ihre Nutzbarkeit interessant. Als Beispiel bietet sich die VHS Goslar an, die langjährige praktische Erfahrung im Einsatz mit SL besitzt. Auch der TÜV Nord nutzt SL gerne und intensiv für Trainings und Konferenzen – allerdings dann im geschützten Bereich, d.h. nicht offen fürs Publikum.
Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber wie die Kolleginnen der TU Darmstadt berichteten, „SL ist für die Zielgruppe nicht intuitiv und zudem ist die Kopplung an bestehende Systeme aufwändig“. Insofern finde ich die Tipps von Klaus Schirra (GPB Berlin) sehr gut: „ganz klein anfangen“, „größter Nutzen bei Gestaltern und als Veranstaltungsort“ und die Idee des „Aufbaus einer Universalumgebung, die über eine Webseite gesteuert werden kann“ (d.h. Dozenten müssten selbst nicht bauen können).
Einen „persönlichen“ (Uni-)Startpunkt für die Zielgruppe (z.B. Studierende) finde ich auf jeden Fall sehr gut, zumal man als nicht zahlender SL-Kunde ja „heimatlos“ ist.
Mit meinem 23-Zoll-Bildschirm macht mir das Ganze jetzt mehr Spaß als früher auf einem kleinen Display mit dem damaligen Browser, der dann noch Teile des Bildschirms für Funktionen verdeckt hat. Hoffentlich sehe ich in Zukunft auch die (Kurz-vor-dem Absturz-)Meldung „In dieser Region kann es zu Problemen kommen“ etwas seltener. Vielleicht bringt die komplette Deinstallation und Neuinstallation des Viewers eine Verbesserung.