Bilanz

Zum Jahresende wird gerne Bilanz gezogen. Daher bot sich auch ein Rückblick an, was wir im E-Learning-Center (ELC) der Uni Heidelberg durch meine Stelle seit April 2009 bisher erreichen konnten. Ziemlich viel, finde ich –  hier folgt meine persönliche Auflistung:

* Zahlreiche Dozenten-Individualberatungen für ihre Moodle-Kurse und den Einsatz von E-Learning

* Regelmäßige Ansprechzeiten für Dozenten durch die „Mediendidaktische Sprechstunde“ und mediendidaktische Fachberatung

* Austausch und Zusammenarbeit mit dezentralen E-Learning-Mitarbeitern an den Instituten

* Intensive E-Learning-Betreuung/Unterstützung ausgewählter Lehrveranstaltungen

* Individuelle kurzfristige Moodle-Schulungen für Institute

* Erweitertes Angebot von E-Learning-Kursen im Internen Bildungsprogramm der Uni HD

* Etablierung eines ELC-Weblogs mit regelmäßigen Beiträgen zu E-Learning an der Uni Heidelberg

* Neugestaltung und deutliche Erweiterung der Informationen auf den ELC-Webseiten

* Umfangreiche Unterstützung des E-Learning-Workshops 2009 der Uni HD

* Gestaltung und Einführung eines ansprechenden Moodle-Designs für die Uni HD (vorher Standard formal_white)

* Förderung des Einsatzes von Webkonferenzen in der Lehre, um neue Lehr-/Lernszenarien möglich zu machen
(Vortrag auf dem E-Learning Fachforum 2010, TUD)

* Einführung von softwarebasierten Vorlesungsaufzeichungen an der Uni HD mit einem Pilotprojekt sowie parallel Beratung von interessierten Instituten zwecks Förderung dezentraler Aktivitäten
(Vortrag bei „VHBW am Mittag“, 9. Juli 2010)

* Konzeptionelle und technische Unterstützung bei der E-Learning-Planung für neue Studiengänge und Projekte

Und nicht zuletzt: Die bei meiner Einstellung in vielen Kreisen vorherrschende lokale Sicht „E-Learning=Moodle“ ist hoffentlich um neue Perspektiven und E-Learning-Lehr-/Lernszenarien erweitert worden.

Ausblick auf AdobeConnect 8

Demnächst kommt die Version 8 des Webconferencing-Systems auf den Markt: Auf den Adobe-Webseiten befinden sich sehr umfangreiche Hinweise und Materialien sowie das Angebot eines Pre-Release-Testzugangs für 30 Tage nach persönlicher Registrierung:
http://labs.adobe.com/technologies/adobeconnect8/

Schön auch die Präsentation unter: http://my.adobe.acrobat.com/adobeconnect8

Erste Eindrücke nach Nutzen meines Testzugangs:

Screenshot meines Tests von Adobe Connect 8Die Benutzer-Oberfläche von AC wurde komplett überarbeitet und sieht moderner aus. Im Freigabe-Layout sind Kamera-Pod, Teilnehmerliste und Chat nun rechts statt links, was zunächst sehr ungewohnt ist, wenn man häufig mit Connect gearbeitet hat.

Die Menüzeile oben links umfasst neben den bekannten Menüpunkten jetzt auch die Sprechen-Funktion, Statusoptionen und ein Webcam-Symbol.
Ich bin gespannt, ob diese neue Sprechen-Funktion bei den Teilnehmern nun besser ankommt – mit der häufigste Fehler bzw. das häufigste Problem ist meiner Erfahrung nach bisher die „richtige“ Bedienung des Sprechen-Buttons gewesen. „Mein Audio verbinden“ als Bezeichnung des neuen Symbols (und zum Aktivieren der Sprechen-Funktion) ist aber vielleicht auch nicht unbedingt intuitiv. Der Audio-Assistent ist übrigens an der bekannten Stelle unter „Meeting“ zu finden.
Neu ist die Möglichkeit, über das Webcam-Symbol allen Teilnehmern pauschal das Starten ihrer Webcam zu erlauben. Das ist eine schöne Idee, da gerade für Seminararbeit die Webcams eine wichtige Rolle spielen. Und aufgrund geänderter hinter AC8 liegender Technik sollte das Netz das verkraften ?!

Die Teilnehmerliste wurde um Anzeigeoptionen und die Arbeitsgruppen-Funktion erweitert; sie gliedert sich nun nach dem Status der Personen, und zwar über aufklappbare Listen. Ich bin gespannt, ob diese wesentlich auffälliger platzierte Arbeitsgruppen-Funktion nun mehr Liebhaber findet und Dozenten zum Verwenden dieser Funktion ermutigt.

Wichtig zu wissen: AC8 nutzt nun automatisch den ganzen Client-Bildschirm und nicht mehr wie früher vom Veranstalter getätigte Voreinstellungen wie 800×600 o.ä.  Das finde ich prima, nur muss man als Veranstalter dann halt im Kopf haben, dass möglicherweise auch Studierende von ihren Netbooks mit 10-Zoll-Displays aus teilnehmen… D.h. man sollte als Veranstalter nicht den Meeting-Raum mit vielen kleinen Pods ausstaffieren, die auf dem eigenen Riesen-Display noch gut lesbar sind. Mir hat bisher immer der Platz gefehlt, um weitere Pods als die üblichen einzublenden – nun wird die Verlockung größer. Daher bin ich auch absoluter Fan der verschiedenen Layouts – es ist viel sinnvoller, die 3 vorhandenen Raum-Layouts zu nutzen (oder sich ein eigenes hinzuzufügen) als permanent im Freigabe-Layout Pods zu verschieben, zu vergrößern etc.

Neu, aber habe ich noch nicht testen können:

  • Es soll endlich (!) für Linux ein AddIn geben, allerdings nur für Ubuntu 10. Immerhin ein Anfang und im Kreis der universitären Anwender war Linux-Unterstützung schon länger eine Forderung.
  • Es soll eine kostenlose Desktop-App namens „Adobe Connect Desktop“ geben zum Management der Kurse und etwaiger Aufzeichnungen.

mTouch – iPhone-App für Moodle

Der klare Vorteil von mTouch liegt darin, dass diese App eine Art Browserzugang für einen beliebigen Moodle-Server ermöglicht. Das ist eine sehr schöne Sache, da Server-seitig keinerlei Änderungen erforderlich sind. Und ob er auf dem Server Änderungen vornimmt, Plugins aktiviert oder Erweiterungen hinzufügt (z.B. für mPage), wird sich jeder Moodle-Server-Admin sehr gut überlegen.

Insofern ist man bei der Nutzung von mTouch unabhängig – das ist schön. Weniger schön aber ist, dass diese Unabhängigkeit (und sei es auch nur zum Testen, ob die App für einen persönlich einen Nutzen bringen würde) 2,39Euro kostet. Das ist für meine Begriffe im Apple AppStore viel Geld, da ich etliche kostenfreie nützliche Apps besitze bzw. viele gute Apps unter 1Euro erhältlich sind.

Insofern war ich auch besonders kritisch, als ich Ende Juni 2010 mTouch in Version 1.3 gekauft habe. Kurz gesagt: Die App hat mir überhaupt nicht gefallen. Das fing schon damit an, dass nur ca. die Hälfte meiner Kurse, in denen ich eingetragen bin, überhaupt von mTouch angezeigt wurde. Und das ist für mich ein absolutes Knockout-Kriterium.
Eigentlich hätte ich an dieser Stelle schon aufhören können mit meinen Tests. In der App-Beschreibung steht die Zielgruppe „Studenten“: Insofern ist noch verständlich, dass versteckte Kurse nicht angezeigt werden, aber von den „verschwundenen“ waren auch meine eigentlich sichtbaren betroffen.
Ein weiteres Ärgernis waren im Juni 2010 die doch recht häufig bei uns in Kursen eingesetzten Links zu externen Webquellen: „If you touch on the link below mTouch will quit and Safari will be opened“ – D.h. hier wurde man umgeleitet nach Safari und musste anschließend neu mTouch starten, um wieder in den Kurs zu gelangen.
Wollte man im Kurs den Inhalt eines Wikis sehen, führte auch das zum Beenden von mTouch durch den Aufruf von Safari, wo man sich dann auf der Webseite neu in die Plattform einloggen musste …. wozu braucht man dann noch eine App…?
Da bei mTouch nur die Mitte des Kurses angezeigt wird und auch nicht groß zoombar ist, fand ich die Darstellung der Kurse  nicht gerade übersichtlich. Soweit im Juni.

Inzwischen gibt es fürs iPhone das iOS4 und insofern war ich gespannt auf einen neuen Versuch mit meiner (immerhin kostenlos) auf v1.4 upgedateten mTouch-App.
Die Kurse waren immer noch „weg“ und heute konnte ich einen Kurs sichtbar machen für mTouch durch Verschieben in einen anderen Kursbereich (das Verschieben fand natürlich nicht mittels mTouch statt). Diese Vorgehensweise funktionierte aber nicht stabil, und da mTouch mittlerweile auch bei Beenden der App oder Ausschalten des Geräts nicht auf default geht, sondern an die letzte Stelle, ist es mit dem Testen etwas schwierig. Ein „Logout“ aus Moodle konnte ich in mTouch nicht finden. Mein momentaner Verdacht für die Ursache der fehlenden Kurse: Eine Kombination aus Kursbereich-Einstellungen und möglicher maximaler Zahl der Kurse – die liegt bei mir in mTouch immer bei 21 😉

Was mir besser vorkommt oder ich damals übersehen habe: Der Aufruf eines Wikis führt zwar auch zum Starten von Safari, da aber dort neue Fenster aufgemacht werden, kann man quasi bequem zwischen mTouch (das ja den letzten Stand behält) und Safari (das durch die Fenster auch mehrere letzte Stände behält) wechseln.
Angeklickte PDFs und Bilder (bei letzteren kommt nämlich in mTouch im Kurs nur ein „img“ statt des Bildes) lassen sich in mTouch anklicken: „File will be downloaded to Documents folder to preview“ – das geht ganz gut.

Foren und Glossare wurden – sofern im Kurs vorhanden – auch angezeigt, weitere Funktionen habe ich dann nicht mehr getestet. Es gibt aber in mTouch noch erhebliche Einschränkungen, die Hersteller-seitig im AppStore auch genannt werden: Interaktionen wie Teilnahme an Abstimmungen oder Tests gehen nicht; Lektionen werden nicht angezeigt.

Daher ist mein persönliches Fazit: Diese App bringt (zumindest momentan) noch nichts. Ich kann mich per Safari wesentlich besser orientieren und durch das Zoomen auch gut an Aktivitäten teilnehmen. Und ich muss nicht überlegen, was mir eigentlich alles dadurch entgeht, dass ich es erst gar nicht sehe. Für Dozenten sei nochmals daran erinnert, dass sie nicht die Zielgruppe der App sind und die Kurs-Admin- und Bearbeiten-Funktionen per mTouch nicht zur Verfügung stehen.

Weiterbildung Digital in Second Life

Vorgestern fand die „Weiterbildung digital“ als Vorkonferenz zur Online-Bildungsmesse Edustep.de statt. Ein sehr lohnender Abend innerhalb von Second Life, der tatsächlich Konferenzfeeling aufkommen ließ und durch die vielen Besucher einen ganz anderen Eindruck vermittelte als „SL, da geht doch keiner hin“. Vielen Dank an Dennis und die Organisatoren vom Team “E-Learning 3D” der Universität Bielfeld.

Was alles schon geht und warum Second Life für Universitäten interessant ist oder sein könnte, wurde anschaulich vermittelt. Mehrere Hochschulen sind in SL ja seit Jahren mit eigener virtueller Dependance vertreten. Was kann man dort machen als Hochschule? Z.B. Seminare zur Erkundung der Möglichkeiten von SL, Seminare zur 3D-Gestaltung in SL (s. FH Düsseldorf) oder zu Weiterbildungsmöglichkeiten in SL.

Beispiel der FH Düsseldorf - für 3D-Gestaltung im Rahmen eines Seminars
Beispiel der FH Düsseldorf für 3D-Gestaltung im Rahmen eines Seminars

Second Life kann auch einfach als Möglichkeit für eine universelle Kommunikationsumgebung / Meetingumgebung eingesetzt werden, in der man sich weltweit offen treffen kann, um per Audio zu kommunizieren – mit der zusätzlichen Präsenz eines Avatars. Kritisch finde ich neben der Eingewöhnungszeit lediglich das Erfordernis, den SL-Client auf dem Rechner haben zu müssen und die aus meiner Sicht wirklich hinderliche Instabilität. Würden bei unseren Webkonferenzen mit AdobeConnect auch nur annähernd die Probleme auftreten, die ich beispielsweise vorgestern Abend technisch hatte, wären alle Kunden weg…

Faszinierend ist in Second Life immer noch die Idee, per Avatar anwesend zu sein. Hanno Tietgens (Büro X Media Lab) wies auf ein großes Comeback für 3D hin und die Veränderung, dass der Begriff „Avatar“ nun nicht mehr für eine gescheiterte Idee stehe, sondern für den erfolgreichsten Film aller Zeiten. Nach dem SL-Hype von 2007 und dem darauf folgenden tiefen Fall  sieht er den Avatar „in 3-5 Jahren als alltägliches Mittel für Kommunikation, Interaktion und Transaktion“.

SL nach Tief in 2007 im Gartner Hype Cycle 2010 wieder auf dem Weg nach oben
Nach überzogenen Erwartungen ist SL 2010 nun wieder auf dem Weg nach oben

Second Life ist nicht die einzige 3D-Umgebung, die es gibt, aber die bekannteste – am Abend mehrfach genannt wurde auch die 3D-Umgebung OpenSim.
Neben den üblichen und meist noch vorherrschenden Techniken in SL wie „Powerpoint“-Präsentationen und Notecards sind sicherlich die 3D-Objekte und ihre Nutzbarkeit interessant. Als Beispiel bietet sich die VHS Goslar an, die langjährige praktische Erfahrung im Einsatz mit SL besitzt. Auch der TÜV Nord nutzt SL gerne und intensiv für Trainings und Konferenzen – allerdings dann im geschützten Bereich, d.h. nicht offen fürs Publikum.

Dependance der VHS Goslar mit spezieller Lernumgebung
Dependance der VHS Goslar mit spezieller Lernumgebung

Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber wie die Kolleginnen der TU Darmstadt berichteten, „SL ist für die Zielgruppe nicht intuitiv und zudem ist die Kopplung an bestehende Systeme aufwändig“. Insofern finde ich die Tipps von Klaus Schirra (GPB Berlin) sehr gut: „ganz klein anfangen“, „größter Nutzen bei Gestaltern und als Veranstaltungsort“ und die Idee des „Aufbaus einer Universalumgebung, die über eine Webseite gesteuert werden kann“ (d.h. Dozenten müssten selbst nicht bauen können).
Einen „persönlichen“ (Uni-)Startpunkt für die Zielgruppe (z.B. Studierende) finde ich auf jeden Fall sehr gut, zumal man als nicht zahlender SL-Kunde ja „heimatlos“ ist.

Mit meinem 23-Zoll-Bildschirm macht mir das Ganze jetzt mehr Spaß als früher auf einem kleinen Display mit dem damaligen Browser, der dann noch Teile des Bildschirms für Funktionen verdeckt hat. Hoffentlich sehe ich in Zukunft auch die (Kurz-vor-dem Absturz-)Meldung „In dieser Region kann es zu Problemen kommen“ etwas seltener. Vielleicht bringt die komplette Deinstallation und Neuinstallation des Viewers eine Verbesserung.

Ein Kurztrip in die Kulturhauptstadt Ruhr.2010

Sehr zu empfehlen: Gasometer in Oberhausen mit der Sternstunden-Ausstellung / Tetraeder in Bottrop auf der 80m hohen Halde / Zeche Zollverein in Essen mit dem „Portal der Industriekultur“ und dem reddot design museum

Essen Eindrücke: Jede Menge Industriekultur – Etwas sparsame Ausschilderung… oder gewollt keine festen Wege? – Alt und neu beieinander, neben dem rauhen Charme vom Rotbraun der Kohleanlagen das elegante Design von teils sehr überraschenden Gegenständen mit reddot award – Alles etwas größer… 25-Meter-Mond und Riesen-Qualm aus Schornsteinen, da kommt MA-LU nicht mit – Sehr lebendig und jung – Absolute Fußballbegeisterung als Selbstverständlichkeit… Heimspiel Schalke am Sonntag allgegenwärtig – Kurze Wege im Ruhrgebiet – Mit vrr-Ticket alles gut erreichbar – In welchem Ort bin ich eigentlich gerade? – Alles sehr grün… das Klischee musste jetzt einfach sein 😉

Durch den Besuch im „Landschaftspark Duisburg-Nord“ 2007 nach den ersten Educational-Media-Klausuren hatte ich bereits eine schöne Begegnung mit Industriekultur. Insofern keine Frage, dass ich diese sehr gerne vertieft habe im Rahmen von Ruhr.2010. Es bleibt noch viel zu erkunden. Und bis zum nächsten Mal als Andenken aus dem reddot design museum der schlichte weiße Teller mit dem Schriftzug „Essen“ nebst rotem Punkt.
Einige Impressionen finden sich übrigens hier.